Streuobstwiesen Hattenhofen

Landschaftsprägender Birnbaum
Landschaftsprägender Birnbaum

Der Obstbau wurde bereits von den Römern in ihre entlegenen germanischen Enklaven gebracht und ab dem 15. Jahrhundert verstärkt von den damaligen Landesherren gefördert und teilweise sogar von ihren Untertanen erzwungen. Ursprünglich wurden die Obstbäume auf Ackerflächen gepflanzt, erst allmählich wurden daraus Streuobstwiesen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts nahmen die Baumzahlen kontinuierlich zu und erreichten in den 1950er Jahren ihren höchsten Bestand. Verfehlte Agrarpolitik, geringe Wirtschaftlichkeit un die Ignoranz der ökologischen Wertigkeit von Streuobstwiesen trugen ab diesem Zeitpunkt zu ihrem rapiden und noch immer anhaltenden Verschwinden bei.

 

Kennzeichnend für die Streuobstwiese sind die alten und robusten Obstsorten, die zu einer Zeit gezüchtet wurden die noch keine Pflanzenschutzmittel kannte. Viele der Obstsorten entstanden durch regionale Züchter oder Zufallsfunde und erklärt die hohe Sortenvielfalt, die auch heute noch teilweise in den Obstwiesen vorhanden ist. Von dieser früheren, schier unglaublichen Sortenvielfalt sind allerdings bereits schon viele Sorten unwiderbringlich verloren. Haarlander schrieb 1882 von über 1200 Apfel-, 1040 Birnen-, 250 Süß-und Sauerkirsch-, 47 Walnuß- und 325 Zwetschgensorten, sowie weiteren über 200 verschiedenen Steinobstsorten (Aprikose, Plfaumen, Pirsich etc.), die 1852 in Deutschland bekannt gewesen seien (M. Rösler, Erhaltung und Förderung von Streuobstwiesen, 1992).

Foto Dr. Reinhard Quade
Foto Dr. Reinhard Quade

Die Streuobstwiesen der Gemeinde Hattenhofen und Umgebung gehören zur Gebietskulisse des EU Vogelschutzgebietes 131 "Vorland der Mittleren Schwäbischen Alb”. Dieses Schutzgebiet umfasst eine Fläche von ca. 68000 ha zwischen Hohenstaufen und Kirchheim/Teck und beheimatet eine Vielzahl seltener Pflanzen und Tiere.

Die Ausweisung als europäisches Vogelschutzgebiet zeigt die Wertigkeit unserer Kulturlandschaft für den Vogelschutz, die trotz der Nähe zum Ballungsraum Stuttgart einen noch weitgehend intakten Landschaftsraum des Albvorlands und Albtraufs darstellt. Die typische Charakterart der Streuobstwiesen Hattenhofens ist der Halsbandschnäpper. Um die Bestände dieser und weiterer Arten langfristig zu sichern, z. B. Wendehals, Steinkauz, Grauspecht oder Gartenrotschwanz wurden die ökologisch sehr wertvollen Streuobstwiesen zwischen Hohenstaufen und Teck unter den Schutz der Europäischen Union gestellt. Um diesen für unsere heimische Flora und Fauna überlebenswichtigen Lebensraum zu erhalten und langfristig zu sichern gibt es bereits eine Vielzahl von Maßnahmen, z. B. auf regionaler Ebene Direktsaftinitiativen, Föderprogramm Streuobst der Gemeinde Hattenhofen etc. und auf Landesebene die Baumpflegeprogramme in Rahmen des Life+ Konzepts.  Mehr http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/61690/

 

 

 

 

 

 

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